„Vergissmeinnicht!“ – eine für mich vollkommen überflüssige Bitte dieser hübschen Staude, denn wie könnte ich die vielseitigen und robusten Brunnera bei der Planung von Schattenbeeten jemals vergessen? Im Bereich Blattschmuckstauden für Schatten und Halbschatten gehört sie für mich mit zur Stammbesetzung. Doch keineswegs muss sie ihr Leben nur im Dunklen fristen, auch an auch sonnigen Plätzen kann sie sich durchaus etablieren, wenn dort genug Bodenfeuchte vorhanden ist. Die sommerliche Mittagsonne sollte man ihr jedoch nicht zumuten, die Hitze kann Verbrennungen auf den Blättern hervorrufen und zu hässlichen, irreversiblen Blattflecken führen. Am wohlsten fühlt sie sich auf humosen, nährstoffreichen Böden mit gleichmäßiger Feuchte. Mit einer Portion Komposterde oder einer Handvoll Hornspäne kann man ihr eine gute Starthilfe geben.
Seinen deutschen Namen verdankt das Kaukasus-Vergissmeinnicht sowohl dem Naturstandort im Kaukasus als auch der Ähnlichkeit zu dem, mit ihm verwandten „echten“ Vergissmeinnicht (botanisch Myosotis), dessen Name vermutlich aus einer deutschen Sage aus dem Mittelalter stammt, wonach die kleine Pflanze Gott bat, sie nicht zu vergessen. Er findet sich lustigerweise wörtlich übersetzt auch in zahlreichen anderen Sprachen wieder, so zum Beispiel als Forget-me-not im Englischen oder als Ne m‘oubliez pas im Französischen.
Ein großer Pluspunkt der Brunnera ist ihre frühe Blüte, teilweise schon ab März, wo in der Staudenrabatte meist noch recht wenig los ist. Wie zarte, himmelblaue Wölkchen schweben die reichverzweigten Blütenstände über den noch frischen Blättern und dienen frühfliegenden Insekten als wichtige Nahrungsquelle. Unter anderem wird sie von neun Wildbienen-Arten angeflogen, darunter auch hochspezialisierte Arten wie die Beinwell-Sandbiene, welche auf die Pollen der Raublattpflanzen für ihre Brut angewiesen ist. Doch nicht nur die niedlichen Blüten sind ein Grund für ihre Beliebtheit, ganz besonders begeistern uns auch ihre Blätter, die durch die anmutig geschwungene Herzform und der strukturierten, oft silbrig überhauchten Oberfläche einen Hauch von Eleganz und Robustheit in die Beete zaubern. Auch in der Floristik werden die langlebigen Blätter gerne als Beiwerk für Sträuße oder als Basis für Gestecke genutzt.
Die grünblättrige Brunnera macrophylla kommt ursprünglich aus den lichten Eichenwäldern vom Kaukasus bis West-Sibirien. Dies lässt schon darauf schließen, dass die Staude eine gewisse Robustheit und Winterhärte an den Tag legt. Tatsächlich sollen ihr sogar eisige Temperaturen bis – 40 Grad Celsius nichts anhaben können. Fühlt sie sich wohl, versamt sie sich zuverlässig und bildet im Handumdrehen eine dichte, geschlossene Blätterdecke, so dass Unkraut kaum noch eine Chance hat. Ist die Selbstaussaat unerwünscht, sollte ein Rückschnitt direkt nach der Blüte erfolgen, gerne auch bodentief, dann bildet die Pflanze zügig neue Blätter und sieht wieder proper und frisch aus. Die bis zu 40 cm hoch werdende Brunnera macrophylla wird gerne als ausdauernder Bodendecker in Japangärten, Renaturierungsflächen oder anderen naturnahen Pflanzungen verwendet.
Eine der wahrscheinlich bekanntesten Auslesen ist Brunnera macrophylla ‚Jack Frost‘. Die etwa 30 cm hohe Sorte wurde bei der Staudensichtung als ausgezeichnet bewertet und schmückt schon seit vielen Jahren unsere Gärten. Ihre silbergrauen Blätter sind von einer hübschen, grünen Aderung durchzogen und haben eine gute Fernwirkung. Mittlerweile gibt es allerdings viele großartige neue Sorten am Markt, die ihr möglicherweise bald den Rang ablaufen werden.
Ebenfalls mit drei Sternen bewertet und meiner Meinung nach eine der Besten zurzeit im Sortiment ist die großblättrige Sorte ‚Alexanders Great‘®. Die bis zu 20 cm großen, herzförmigen Blätter sind auf der Blattoberseite mit einem edlen, silbrigen Glanz überzogen, der von einer dunkelgrünen Aderung durchflossen wird. Die üppig wachsenden Horste wirken wie versilbert und lassen durch die Reflektion des Sonnenlichts eine fast schon magische Stimmung im Staudenbeet entstehen.
Für weiße Beete eignen sich die grünblättrige Sorte ‚Betty Bowring‘ oder die silbergraue, grüngeaderte ‚Mr. Morse‘, die mit ihren schneeweißen Blütenwolken eine wohltuende Ruhe und Harmonie in die Beete einziehen lässt. Zum Beispiel in Kombination mit einer blaublühenden Brunnera- Sorte tanzen sie einen fröhlichen, blauweißen Blütenreigen und verbreiten gute Laune im Staudenbeet.
Nicht unerwähnt lassen möchte ich unser „Silver-Trio“, bestehend aus den Sorten ‚Silver Heart‘®, ‚Sea Heart‘® und ‚Silver Spear‘®. Ihre hübschen, herzförmigen Blätter stehen wie ein dichtes Dach über dem Erdboden und bilden in Gruppenpflanzungen eine schöne homogene Fläche. Die silbrig glänzenden Blattoberflächen strahlen eine moderne Eleganz aus. Alle drei Sorten sehen sich auf den ersten Blick recht ähnlich, aber jede hat ihren ganz eigenen Charme: ‚Sea Heart‘® wirkt stärker marmoriert, da sie von etwas breiteren Adern durchlaufen wird als ‚Silver Heart‘®, die dadurch von weitem ein wenig heller erscheint. Die Dritte im Bunde namens ‚Silver Spear‘® macht das Trio komplett. Sie ist das Glamourgirl der Schwestern und sorgt mit ihrem silbrig glitzernden Outfit stets für einen schillernden Auftritt.
Last but not least möchte ich die noch wenig bekannte Brunnera sibirica in den Fokus rücken. Das Sibirische Vergissmeinnicht blüht etwas früher als die anderen Arten und bleibt im Wuchs insgesamt gedrungener. Durch seinen kriechenden Wuchs, der Neigung Ausläufer zu treiben und einer hohen Toleranz gegenüber Wurzeldruck ist es zusammen mit anderen urwüchsigen Stauden wie z.B. Elfenblumen oder Rauling, ein absoluter Gamechanger für pflegeleichte Pflanzungen auf tendenziell feuchteren Böden unter Gehölzen. Es gibt also jede Menge gute Gründe dem frommen „Wunsch“ des Kaukasus-Vergissmeinnicht zu entsprechen und es für die Beetplanung stets im Hinterkopf zu behalten.
Hier finden Sie unser gesamtes Sortiment an Brunnera Sorten
Marion Hüning