Wenn ich mit meinen Hunden bei uns im Münsterland im Hochsommer durch die Natur streife, komme ich häufig an kleinen Bächen, versteckten Tümpeln und wilden Feuchtwiesen vorbei. Nicht selten werde ich dabei von einem rosaroten Blütenmeer überrascht, welches plötzlich hinter einer Biegung unerwartet vor mir auftaucht. Der heimische Blutweiderich ist aber nicht nur äußerlich ein Knüller. Aufgrund seiner Inhaltstoffe wurde er bereits im Altertum als Heilpflanze geschätzt. Der hohe Gerbstoffgehalt in Wurzeln und Blüten beschert ihm antibakterielle, blutstillende und harntreibende Eigenschaften. Mit dem Blutweiderich-Saft wurden sowohl Seile und Hölzer imprägniert als auch Leder gegerbt.
Eigentlich kennt man ihn unter dem deutschen Namen Blutweiderich, doch von der älteren Generation wird er manchmal auch als ‚Stolzer Heinrich‘ betitelt. Ein Name der kurioserweise, je nach Region ebenfalls für Natternkopf, Geißbart oder Goldrute verwendet wird. Besagter Heinrich soll der deutsche König Heinrich IV. gewesen sein, welcher mit seinem berühmten „Gang nach Canossa“ in die Geschichte einging. Um wieder in die Kirche aufgenommen zu werden, musste der stolze Monarch im 11. Jahrhundert unter widrigen Umständen zur Burg Canossa ziehen, um dort beim damaligen Papst um Absolution zu bitten. Das wiederum passt zum Blutweiderich, der ebenfalls schwierigen Bedingungen zu trotzen weiß und seine aufrechten, bis zu 1,20 m hohen Blütenkerzen immer wieder stolz in die Höhe schiebt. In schweren, lehmigen und auch dauerfeuchten Böden fühlt er sich, im Gegensatz zu vielen anderen Stauden, pudelwohl und übersteht dort auch vorübergehende Trockenheit ohne Probleme.
Meist summt und brummt es so eifrig um die langen, auffälligen Blütenkerzen herum, dass einem das Herz aufgeht. Der Blutweiderich ist ein Nektarspender von besonderem Wert. Um einen Platz auf seinen verlockenden Scheinähren streiten sich nicht nur Bienen, Hummeln und Schwebfliegen. Auch Schmetterlinge kehren gern für einen stärkenden Snack bei ihm ein, zum Beispiel der Weißling, der C-Falter oder der Kleine Fuchs. Aus diesem Grund sollte der Blutweiderich nicht nur auf der Einkaufsliste für den Naturgärtner stehen, sondern auch im Ziergarten einen festen Platz bekommen. Da die Wildform zu starker Selbstaussaat neigt, ist es sinnvoll ihn nach der Blütezeit gegen Anfang September herunterzuschneiden. Wo dies kein Problem darstellt, geben die abgeblühten Samenstände Struktur in den kargen Winterbeeten und bieten zusätzlich Nahrung und Schutz für Vögel und Insekten.
Am Markt sind mittlerweile neben der Wildform viele ausgelesene Sorten erhältlich, die sich im Farbspektrum von hell- bis dunkelrosa über rot und violett bewegen, aber auch fast weiße Sorten bereichern das Lythrum-Sortiment. Alle zeigen eine intensive Herbstfärbung der Blätter, so dass sie in ihrer gesamten Vegetationsperiode, von Mai bis Oktober, ein optisches Highlight sind.
Wir stellen Ihnen hier einmal einige unserer Lieblingssorten vor: Ein bewährter ‚Topseller‘ aus dem großen Sortiment der Blutweideriche ist Lythrum salicaria ‚Zigeunerblut‘, die als eine der besten Sorten aus der Sichtung des Arbeitskreises Staudensichtung hervorgegangen ist. Ihre üppigen, reichblühenden Horste begeistern unsere Kunden schon seit vielen Jahren. Ein besonderes Highlight ist die herrliche, aprikosenfarben bis weinrote Herbstfärbung der Blätter, die die Staudenbeete in ein leuchtendes Flammenmeer verwandeln.
Ganz begeistert sind wir auch von der robusten Sorte ‚J.S. Pink Blush‘®. Die bis zu 1,20 m hochwerdende, leuchtendpinke Auslese des belgischen Züchters Jan Spruyt hat eine fantastische Fernwirkung. Zum Beispiel in Kombination mit Eupatorium fistulosum ‚Baby Joe‘, Selinum wallichianum und Persicaria amplexicaule ‚White Eastfield‘® bietet sie einen wunderschönen Rahmen zu romantisch anmutenden Pflanzungen.
Die hübsche Sorte ‚Lady Sackville‘ gilt als äußerst blühfreudig. Ihre langen, rosavioletten Blütenähren sind standfest und besonders langlebig. Sie erhielt die Bestnote ‚Ausgezeichnet‘, ebenso wie die niedrige, magentafarbene Sorte ‚Robin‘. Auch sie hat sich als äußerst reichblühend, gesund und vital herausgestellt.
An der kompakten Lythrum salicaria ‚Robert‘ kommt man kaum vorbei, wenn man auf der Suche nach einer farbstarken Sorte ist. Die rosaroten, dichten Blüten leuchten besonders strahlend im Sonnenlicht und machen einfach gute Laune. Aufgrund der geringen Höhe ist sie recht standfest und auch für kleinere Beete hervorragend geeignet.
Neben Lythrum salicaria findet man bei uns auch Lythrum virgatum im Sortiment. Die schmaleren Blätter des Rutenweiderichs und der lockerere Aufbau der stark verzweigten Blütenähren sind die Hauptunterschiede zwischen beiden Arten. Sie wirken insgesamt luftiger und sorgen somit für eine optische Leichtigkeit im Staudenbeet. Die Sorten ‚Rose Queen‘ und ‚Dropmore Purple‘ bestechen mit Bonbonfarben in leuchtendrosa und purpurrosa. Sie sind wunderbare Beetpartner zum Beispiel zu Echinacea, Angelica gigas, Panicum oder spätblühenden Hemerocallis. Wer es edel und puristisch mag, greift zur hellen Sorte ‚White Swirl‘, die ihrer Schwestersorte ‚Swirl‘ in nichts nachsteht. Ihre eleganten, fast weißen Blüten schimmern im Gegenlicht zarthellviolett.
Abschließend ist noch zu sagen, dass ein Winterschutz beim frostharten Weiderich nicht notwendig ist. Ein weiterer Benefit, der nicht unerwähnt bleiben soll, ist seine Vitalität gegenüber Krankheiten und Schädlingen. Schnecken und Blattläuse verschonen ihn weitestgehend, der herbe Geschmack der Blätter scheint nicht sonderlich schmackhaft zu sein. Es spricht also eigentlich alles dafür, ihm ein nettes Plätzchen im eigenen Garten einzurichten.
Hier finden Sie unser gesamtes Sortiment an Lyhtrum Sorten
Marion Hüning