Monarda - die farbstarken Vagabunden
Trist und langweilig? Nein, das sind sie sicher nicht, die Indianernesseln, eher pompös und mit Knallfarben kommen sie daher und setzen in den Sommermonaten die Staudenbeete „on fire“. Feuerrot, Himbeerrosa, Schrillpink oder Poppigviolett; im großen Sortiment der Monarda findet einfach jeder sein Match. Selbst die „simple“, weiße Sorte ‚Schneewittchen’ zieht alle Augen auf sich, mit ihren ausgefallenen, kronenförmigen Blüten, auf denen sich pro Blüte immer mindestens eine Hummel oder Biene tummelt. Das gilt im Übrigen auch für die anderen Sorten, sie werden stets umschwärmt von allen möglichen fleißigen Nektarsammlern, die dort reichlich fündig werden. Ihre außergewöhnliche Blütenform ist vermutlich der Namensgeber für den deutschen Namen Indianernessel, denn die abstehenden, röhrenförmigen Blütenblätter sehen dem typischen bunten Indianer-Kopfschmuck tatsächlich ein wenig ähnlich. Und noch etwas hat sie mit den nomadisch lebenden Ureinwohnern Amerikas gemeinsam: es hält sie selten lange am gleichen Ort. Ihre Ausläufer vagabundieren gerne mal quer durch den Garten und testen, ob es woanders vielleicht auch nett ist.
Monarden begleiten meine Gärtnerinnen-Laufbahn bereits ein gutes Stück des Weges. Ich muss zugeben, sie waren nicht immer meine erste Wahl bei den Empfehlungen für Kunden, da ich sie früher in Staudenrabatten selten gesund und vital gesehen habe. Besonders Mehltau war ein Problem für die hübschen Sommerblüher. Oft standen sie krank und traurig zwischen den anderen Pflanzen, die sie, wenn man Pech hatte, auch noch angesteckt hatten. Einige Stauden, z.B. Flammenblumen oder Rittersporne, schreien nämlich gerne „HIER!“, wenn irgendwo Pilz-Sporen verteilt werden.
Meine Antipathie habe ich allerdings abgelegt, als ich sie zum ersten Mal inmitten einer Präriepflanzung sah. Zwischen Scheinsonnenhut (Echinacea pallida), Rutenhirse (Panicum), Färberhülse (Baptista), Blauraute (Perovskia) und noch einigen anderen hübschen Präriestauden, stand eine Gruppe leuchtendroter Monarda fistulosa und lief zu meinem Erstaunen allen anderen den Rang ab. Sie war unumstritten der absolute Megastar in diesem Beet! Ihre feuerroten, irokesenartigen Röhrenblüten stachen aus der Masse heraus und schafften es trotzdem eine harmonische Verbindung zum Rest der Pflanzung herzustellen. Und nicht ein Hauch von Mehltau war auf ihren Blättern zu sehen. Mir wurde klar, dass der Standort bei den Indianernesseln für deren Vitalität von immenser Bedeutung ist. Besonders mit Blick auf Pilzkrankheiten ist ein durchlässiger Boden ohne Tendenz zur Staunässe in sonniger Lage elementar wichtig. Auch sollte man sie keinesfalls zu dicht pflanzen. Durch einen weiten Stand trocknen die Blätter bei Feuchtigkeit schneller ab, das macht den Pilzsporen das Leben deutlich schwerer. Dennoch muss man in den heißen Sommermonaten darauf achten, dass sie genügend Wasser bekommen, da Trockenstress die Pflanzen ebenfalls krankheitsanfälliger machen kann.
Etwas weniger durstig sind die Minzblättrigen Indianernesseln (Monarda fistulosa var. menthifolia). Sorten wie ‚Mohikaner‘ und ‚Pummel‘ kommen auch mit trockeneren Standorten gut zurecht. Grundsätzlich gilt: Je behaarter Blätter und Stängel sind, desto mehr Trockenheit verträgt die Sorte, da ihnen die feinen Härchen als Verdunstungsschutz dienen. Mittlerweile haben sich, durch gezielte Selektion und mehrjährige Sichtungen, die besten Sorten herauskristallisiert und sind in vielen verschiedenen Farbnuancen erhältlich. Von hellviolett (‚Ou Charm‘) über dunkelviolett (‚Pardon my Purple‘) und rosa (‚Camilla’) bis hin zu verschiedensten Rottönen wie z.B. scharlachrot (‚Gardenview Scarlet‘) oder blutrot (‚Jacob Cline‘) ist alles vertreten. Die meisten Sorten variieren zwischen 80 und 120 cm in der Höhe und öffnen ihre ersten Blüten gegen Ende Juni. Ein kleiner Gärtner-Trick für eine längere Blüte ist der sogenannte Chelsea Chop: Wer sich traut, kürzt sie im April oder Mai um etwa ein Drittel ein. Das erfordert zwar für manch einen etwas Überwindung, da man die ersten Knospenansätze mit abschneidet, aber der Mut wird mit einem standfesten, kompakteren Wuchs und einer etwa drei bis vier Wochen späteren Blüte belohnt. Sensible Gemüter können natürlich auch direkt eine kürzere Sorte auswählen z.B. die leuchtendrosa ‚Petit Delight‘ oder eine der Sorten aus der kompakten Balmy-Serie. Die farbstarken Zwerge werden nur etwa 30 cm hoch und setzen mit fröhlichen „Bonbonfarben“ wie Lila, Pink, Rot und Rosa tolle Akzente im Garten.
Wer jetzt Lust auf ein eigenes Blüten-Feuerwerk im Garten bekommen hat, kommt an der Farb- Explosion der Indianernesseln kaum vorbei. Wie schon gesagt, Tristesse und Langeweile sind bei ihnen definitiv keine Option!
Marion Hüning
Hier finden Sie alle Indianernessel-Sorten (Monarda)