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Staude des Jahres

Staude des Jahres

Hakonechloa - Das grüne Wogen


Hakonechloa - Das grüne Wogen

Als ich zum ersten Mal vom japanischen Berggras hörte und dessen botanischen Namen ‚Hakonechloa’ in einer Fachzeitschrift las, erschien vor meinem inneren Auge direkt eine Meditationsgruppe lächelnder Japaner inmitten einer grünen Graslandschaft beim Zungen-Yoga. Mit etwas Übung habe ich es dann auch geschafft, den botanischen Namen ohne doppelten Knoten in der Zunge flüssig auszusprechen. Bei Hakonechloa ist allerdings wohl nur der Name schwierig, denn das hübsche Gras ist ein unkompliziertes und vielseitig verwendbares Universalgenie.

Die Urprungsform ‚Hakonechloa macra’ stammt von den feuchten, bewaldeten Berghängen des Mount Hakone, einem Vulkan auf der japanischen Insel Honshu, südwestlich von Tokio gelegen. Demzufolge wäre der optimale Standort für das etwa 40 cm hohe Berggras halbschattig bis schattig auf tendenziell eher feuchten Böden. Doch wer ein richtiger Japaner ist, den haut so schnell nichts um. Wie sich auch die japanischen Bergmönche, die Yamabushi, in Askese üben, so bescheiden kommt auch das Berggras daher, denn mit Trockenperioden kommt es ebenfalls erstaunlich gut klar. Selbst in Sonnenbeeten lässt es sich nicht unterkriegen. Hier gilt die Regel: Je mehr Sonne ihm auf den Schopf brennt, desto mehr Feuchtigkeit sollte im Boden vorhanden sein. Ein nährstoff- und humusreicher Boden sorgt für üppige und gesunde Blatthorste, die über Jahre vital und attraktiv bleiben. Hier muss der Gärtner allerdings anfangs japanische Gelassenheit an den Tag legen, denn bis es seine vollen Ausmaße erreicht hat, kann es unter Umständen einige Vegetationsperioden dauern.


Den Weg in unsere Gärten hat es vor etwa 20 Jahren, über den in Amerika lebenden Gartendesigner Wolfgang Oehme geschafft, der für seine naturalistischen Flächenpflanzungen berühmt wurde. Und ich kann Ihnen sagen: Ein Gras wie Hakonechloa flächendeckend gepflanzt, ist ein Anblick der Gänsehaut verursacht. Wenn der Wind über die lang überhängenden Blätter streicht, so dass sie sich sanft hin und her bewegen, hat man das Gefühl inmitten eines grünen, wogenden Meeres zu stehen. Wenn dann im Juli noch das leise Rascheln der Blütenrispen hinzukommt, hat das schon fast eine meditative Wirkung. Aber auch in Kleingruppen oder einzeln in große Kübel gepflanzt, kann das Berggras überzeugen.


Mittlerweile sind neben den reingrünen Hakonechloa macra noch etliche andere Sorten erhältlich, die die Auswahl für den eigenen Garten erschweren. Denn alle sind auf ihre Art zauberhaft. Da wäre zum Beispiel die Sorte ‚Albostriata‘, die in der Staudensichtung mit „Sehr gut“ bewertet wurde. Mit ihren creme-grün gestreiften Blättern kommt ganz sicher keine Langeweile im Beet auf. Ein wunderschönes Ensemble ergibt sich zum Beispiel in Begleitung von Alchemilla mollis und Geranium wlassowianum, das besonders im Herbst einen fulminanten Auftritt hinlegt.


Will man den Blick einmal bewusst in die Ecken des Gartens ziehen, die nicht auf Anhieb vom Betrachter wahrgenommen werden, ist die Sorte „All Gold“ ein hilfreicher Anker. Sie leuchtet schon von weitem mit ihren gelbgrünen Horsten und scheint praktisch zu rufen: „Schaut mal hierher, hier ist auch was los!“ Doch trotz ihrer auffälligen Farbe polarisiert sie nicht, vielmehr umschmeichelt sie andere Stauden und Gehölze und schafft einen harmonisierenden Rahmen für ein stimmiges Gartenbild. Gut zu wissen: Je sonniger sie steht, umso gelber werden ihre Blätter.


Wer sich nicht zwischen den herrlich gelben ‚All Gold‘ und den gestreiften ‚Albostriata‘ entscheiden kann, für den gibt es die Sorte ‚Aureola‘ im Sortiment. Sie vereint Leuchtkraft und Lebendigkeit beider Sorten in sich und bleibt meist ein wenig niedriger als die beiden anderen Spitzensorten. ‚Aureola’ eignet sich hervorragend als Beeteinfassung in etwas erhöhten Beeten z.B. in Kombination mit einer Cortenstahl-Kante. Ihr überhängender Wuchs weicht harte Linien auf und verbindet so Material und Natur zu einer Einheit.


Ebenfalls absolut gartenwürdig ist ‚Beni Kaze‘. Neben allen guten Eigenschaften der anderen Sorten hat sie noch einen weiteren Pluspunkt auf ihrer Strichliste: im Herbst taucht sie ihre Blattspitzen in feurige Rottöne und sorgt damit für einen spannenden Tricolor-Effekt. Besonders attraktiv ist ‚Beni Kaze‘ zum Beispiel in Kombination mit hellgrünen Funkien, rotblühendem Kerzenknöterich und weißen Hortensien.


Dies waren nur einige der vielen Sorten, die mittlerweile am Markt zu bekommen sind. Wenn Sie nun Lust bekommen haben, das Bergras auch in Ihrem Garten zu beherbergen, sollten Sie folgendes beachten: Nach der Pflanzung kann Hakonechloa etwas winterempfindlich sein, daher ist eine Frühjahrspflanzung empfehlenswert. Im ersten Winter ist es trotzdem ratsam die noch jungen Pflanzen vor starken Frösten zu schützen. Hierzu sollten Sie die Blätter nicht zurückschneiden und bei Kahlfrösten ohne geschlossene Schneedecke vorsichtshalber noch zusätzlich mit Reisig oder Laub zudecken. Einmal eingewachsen ist Hakonechloa dann sehr robust und kommt auch ohne einen zusätzlichen Winterschutz zurecht. Im Frühjahr kann man die Reste des Laubes einfach kurz über dem Boden zurückschneiden. Meist stehen die frischen Triebe dann schon in den Startlöchern und lugen bereits neugierig aus dem Boden hervor. Als Beetbrüder gepflanzte Frühblüher z.B. Buschwindröschen, Wildtulpen oder Frühlingsanemonen, überbrücken die triste Zeit, bis sich das Berggras abermals in üppiger Fülle über die Beete ergießt.


Dann kann man wieder den Blick über die grünen Wogen streifen lassen, in Gedanken über Japans Berghänge wandern und Zungen-Yoga üben. Ooooohmmm!


Marion Hüning