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Staude des Jahres

Staude des Jahres

Achillea - Staude des Jahres 2021


Bunt ist unsere Lieblingsfarbe

Wenn ich eine Schafgarbe sehe, denke ich unweigerlich an meine Kindheit. Und an Nymphensittiche. Verzeihung, aber diese Assoziation muss ich wohl näher erläutern, damit mich jetzt niemand für verrückt erklärt.

Damals kannte ich den Namen Schafgarbe noch nicht, denn bei uns hieß sie immer nur „Bauchweh-Kraut“. Mein Vater ließ sie uns gelegentlich auf einer benachbarten Wiese fürseine Sittiche pflücken, die er in einer großen Voliere in unserem Garten züchtete. Besonders bei akuten Magen-Darm-Erkrankungen, die sein geliebtes Federvieh des öfteren plagten, schwor er auf frische Schafgarbe. Die Blütenstiele wurden gebündelt und kopfüber als Futterangebot in den Käfig gehängt. Das trug nicht nur wesentlich zur Gesundheit der Vögel bei, sondern sah auch noch hübsch aus.


Auch Schafe mögen die aromatischen, feinfiedrigen Blätter der Garben, vielleicht ebenfalls aus dem Grund, dass sie sich positiv auf ihre Verdauung auswirken. So ist die Schafgarbevermutlich zu ihrem deutschen Namen gekommen. Ihr botanischer Name „Achillea“ stammt, laut einer bekannten Suchmaschine, vom griechischen Sagenhelden Achilles, der bereits in der Antike seine Wunden damit behandelt haben soll. Als Heilpflanze wird sie also schon seit Jahrtausenden geschätzt und vielseitig eingesetzt.


Die Vorzüge der Schafgarben sind auch schon bis in die Insektenwelt vorgedrungen. Ihren verlockenden Hüllblättern kann kaum eine Biene oder Hummel widerstehen und imHochsommer, wenn sie in voller Pracht stehen, brummt und summt es um sie herum, dass eseine helle Freude ist. Ihren Siegeszug als Zierpflanze im Garten trat sie allerdings erst in den 1990er Jahren an. Besonders der ostfriesische Staudengärtner und Züchter Ernst Pagels selektierte etliche gartenwürdige Sorten und verhalf der Schafgarbe damit zu einem neuen Image. Mittlerweile sind an die 120 Arten und Sorten bekannt. Die populärsten Arten sind A. millefolium, A. filipendulina, A. cypeolata und Hybriden aus deren Kreuzungen.


Sowohl im Staudenbeet als auch im Blumenstrauß machen die robusten Schafgarben eine gute Figur. Ihre farbenfrohen Blütendolden sind äußerst langlebig und lassen sich mit vielen anderen Blüten und Gräsern wunderbar kombinieren. Besonders spektakulär sind die verschiedenen Rot- und Orangetöne, die oft ihre Färbung im Laufe des Jahres wechseln. So verwandeln zum Beispiel die kirschroten Sorten ‚Paprika’ und ‚Cerise Queen‘ ihre Hüllblätter im Laufe des Sommers in ein ziegelrotes Blütendach und ‚Walter Funcke‘ entzündet ein Leuchtfeuer in flammendem Orangerot, um dann in einem warmen Gelb auszuklingen. Die ausgefallenen hellorange-braunen Erdfarben der Sorte‚ Terracotta‘ findet man so bei kaum einer anderen Staude und macht sie somit zur V.I.P. (Very Important Plant)


Wer Bonbonfarben liebt, wird an der rosa Sorte ‚Pretty Belinda‘ kaum gleichgültig vorbeigehen können. Ihre großen Blütenteller bezaubern mit einem kräftig leuchtenden Rosa,welches im Verblühen immer heller und zarter wird. Auch die violetten Blüten von ‚Lilac Beauty‘ verblassen mit einem sehr ansehnlichen Farbenspiel in einen zarten Fliederton.


Es soll ja immer noch Menschen geben, die kein Gelb mögen, das kann aber meiner Meinung nur daran liegen, dass sie noch nie den aufregenden Kontrast von gelben Achillea-Schirmchen (z.B. ‚Coronation Gold’ oder ‚Hella Glashoff‘) mit den dunkelblauen Kerzen eines Ziersalbei bewundern konnten. Diese beiden Gattungen harmonieren übrigens auch durch ihre Standortansprüche perfekt miteinander. Beide sind Sonnenkinder und mögen einen eher trockenen, nicht zu nährstoffreichen Boden ohne Staunässe. Eine Ausnahme bildet die Sumpf- oder auch Bertramsgarbe (Achillea ptarmica) die, wie ihr Name schon sagt, einen frisch-feuchten Standort bevorzugt. Ihre Auslesen begeistern bereits seit über 100 Jahren sowohl Gärtner als auch Floristen. Die Sorte ‚Boule de Neige (‚Schneeball‘) zum Beispiel ist eingefüllt blühender Klassiker, der die Staudenbeete von Juli bis September mit üppigen weißen Blütenwölkchen schmückt. In Sträußen und Gestecken dient sie als harmonisierendes und füllendes Beiwerk und bleibt über lange Zeit schön. Eine recht neue Auslese von Helmut Stade ist die niedliche Sorte ‚Petticoat‘. Ihre größeren, schneeweißen Blütenkränzchen wirken wie winzige bauschige Tüll-Röcke aus den 50ern.


Da die meisten Schafgarben durch ihre kraftzehrende, überreiche Blüte oft nach einigen Jahren stark nachlassen, sollte man sie so alle drei bis vier Jahre teilen, um sie zu verjüngen. Der beste Zeitpunkt hierfür ist das Frühjahr oder der frühe Herbst. Eine Handvoll Hornspäneim Pflanzloch gibt einen „Nährstoffkick“ für ein gutes Anwurzeln. Weiteres Düngen ist in der Regel nicht notwendig. Ein zu hohes Nährstoffangebot lässt die meisten Achillea-Arten sogar eher instabil werden und deren Blüten umkippen. Ein Rückschnitt der Blütenstängel nach der Blüte ist möglich, jedoch bringt man sich damit um den Anblick der bizarren Eisgestalten, in die sie sich bei entsprechender Witterung verwandeln können. Die Schafgarbe trägt also zu Recht den Titel: Staude des Jahres 2021. Mit ihr lassen sich fantastische Beet-Szenarien schaffen, die über Monate spannend bleiben und keine Wünsche offenlassen.


Marion Hüning

άbersicht aller Schafgarben