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Staude des Jahres

Staude des Jahres

Edle Disteln


Wenn ich unseren Kunden eine Distel für ihren Garten vorschlage, bekomme ich oft erstaunte Blicke zugeworfen und die Frage „Ist das nicht Unkraut?“ steht im Raum.


Viele Menschen haben schon einmal Bekanntschaft mit ihren wehrhaften Stacheln gemacht und können sich die kratzbürstigen Gesellen nicht als kultivierte Beetstauden vorstellen.

Dabei ist die wilde Schönheit vieler Distel-Arten eine große Bereicherung für den Garten. Besonders in Splittbeeten, naturnahen Pflanzungen oder Präriebeeten glänzen sie mit ihrer unkomplizierten Art und den ausgefallenen Blütenformen, aber auch im Ziergarten wissen sie sich in Szene zu setzen. Ihren, je nach Art mit mehr oder weniger, spitzen Stacheln besetzten Blättern verdankt die Distel ihren Namen. Diese bieten ihr den perfekten Schutz vor Wildverbiss und ermöglichen so ein dauerhaftes Überleben in der Natur. Übersetzt bedeutet der deutsche Name 'Distel' nichts anderes als „die Stechende“ oder „die Spitze“. Die Distel ist, neben Rose und Lilie, eine der beliebtesten Wappenblumen und steht symbolisch für Wehrhaftigkeit und Ausdauer. In einem alten schottischen Volkslied (The Thistle of Scotland) wird ihre Widerstandsfähigkeit sogar besungen:

„Es ist die Distel, die über den Sturm lacht, wie er weht, denn
je stärker das Unwetter wird, desto grüner wächst sie!“


Da sehr viele verschiedene Gattungen zu den Disteln zählen, hat sich der Bund der Staudengärtner bei der Wahl zur Staude des Jahres 2019 auf die staudig wachsenden Kugel- und Edeldisteln beschränkt.


Die Kugeldistel (Echinops) stammt aus Eurasien und Afrika und gehört, was vielleicht nicht gleich auf den ersten Blick erkennbar ist, zu den Korbblütlern. Ihr botanischer Name Echinops setzt sich zusammen aus dem Wort echinus = Igel und opsis = Aussehen, da der Namensgeber der Meinung war, dass ihre kugeligen Blüten einem zusammengerollten Igel recht ähnlich sähen. Mich persönlich erinnern sie mehr an die extravagante Punkerfrisur meinesBruders in den 90ern, aber das ist wohl nur meiner blühenden Fantasie geschuldet. Kugeldisteln sind Sonnenanbeter. Ein sonniger Platz mit durchlässigem, trockenen bis frischen Boden wäre optimal. Nasse Füße sind nicht ihr Ding, daher sollte Staunässe möglichst vermieden werden! Am besten setzt man sie etwas windgeschützt, da die Stängel manchmal unter der Last der vielen schweren Blütenkugeln abknicken. Ein magerer Boden wirkt sich positiv auf die Standfestigkeit aus.


Die Samenstände der Kugeldisteln schneide ich im Herbst nicht alle herunter, denn viele Singvögel mögen die Samen und freuen sich im Winter über das zusätzliche Futter. Außerdem sehen die verblühten Fruchtstände mit einer kleinen weißen Mütze aus Schnee einfach hinreißend aus. Wer nicht möchte, dass sie sich unkontrolliert aussäen, sollte sie jedoch frühzeitig zurückschneiden. Frisch eignen sie sich wunderbar zum Aufpeppen sommerlicher Sträuße und getrocknet werden sie immer gerne in floristischen Arrangements verarbeitet.


In unserem Staudensortiment sind verschiedene Sorten mit unterschiedlichen Wuchshöhen und Blütenfarben vorrätig. Alle sind gut wüchsig und äußerst winterhart. Sehr attraktiv ist die Kugeldistel. Die Sorten Echinops bannaticus 'Blue Glow' und 'Taplow Blue' bringen ihre intensiv, blau leuchtenden Blütenbälle von Juli bis September ins Spiel und stehlen damit den anderen Pflanzen die Show. Ähnlich wie der Kugellauch scheinen sie geradezu über dem Beet zu schweben und bringen so Leben und Struktur in die Staudenpflanzung. Die Sorte 'Blue Glow' wird mit 1,20m etwas höher als ihre Schwestersorte 'Taplow Blue', die nur knapp die 1-Metermarke erreicht. Wunderschön ist auch die Sorte Echinops sphaerocephalus'Arctic Glow'. Ihre weißen Blütenkugeln thronen von Juni bis August wie kleine Schneebälle über den graugrünen Blättern. Die leicht rötlichen Blütenstiele geben dieser kompakten Sorte ein besonderes Flair. Echinops ritro 'Veitchs Blue' begeistert mit der Blütenfülle ihrer weithin sichtbaren stahlblauen Kugeln. Wie die anderen Sorten auch, wird sie von Bienen und Hummeln heißgeliebt, aber auch einige Falterarten bevorzugen ihren süßen Nektar.


Wer die Stacheln der Disteln scheut, wird diese Sorte mögen, denn ihre Blätter sind weicher und etwas weniger stachelig als die der anderen Kugeldisteln. Die Edeldistel (Eryngium) gehört, anders als die Kugeldistel, zur Familie der Doldengewächse. Sie wird auch Mannstreu genannt, da die Wildform (Eryngium campestre) früher zur Herstellung eines Aphrodisiakums genutzt wurde. Sappho, die berühmte Dichterin der Insel Lesbos, soll auf dieses Kraut geschworen haben. Heute wird es überwiegend zur Behandlung von Menstruationsbeschwerden, Bronchitis und zur Blutreinigung eingesetzt.


Aber das nur am Rande, die Gattung Eryngium hat noch wesentlich mehr zu bieten! Wenn im Sommer die ersten Blütendolden über den stacheligen, bizarren Blättern erscheinen, hat sie Ihren großen Auftritt im Staudenbeet. Ihre konischen Blütenkegel werden sternförmig von silbrigen bis violettblauen Hüllblättern umrandet, die nicht nur alle Blicke, sondern auch die heimische Insektenwelt auf sich ziehen. Da brummt und summt es, dass es eine wahre Wonne ist. Besonders angetan bin ich von den Flachblatt-Mannstreu (Eryngium planum). Sie sind nicht nur wunderschön, sondern auch gesund und ausdauernd. Die intensiv stahlblaue Sorte 'Blue Hobbit' ist eine meiner Lieblinge. Sie wird nur ca. 30 cm hoch und eignet sich perfekt für Steingärten, Tröge und kleinere Beete. Die höheren Sorten 'Blaukappe' (intensiv blau) oder 'White Glitter' (weiß) werden bis 80 cm hoch und setzen z.B. in Splittbeeten starke Akzente. Außer einem sonnigen, trockenen Standort an dem keine Staunässe entsteht, muss man den Raubeinen nichts weiter bieten. Ein Rückschnitt ist nicht erforderlich, wenn man die attraktiven Samenstände im Winter gerne mit frostiger Eis-Glasur überzogen bestaunen möchte. Wer es übers Herz bringt, kann die Blüten jedoch auch schon im Sommer schneiden, über Kopf trocknen und prima für Gestecke und Sträuße verwenden. Weniger bekannt, aber mindestens genauso schön, ist das dreiteilige Mannstreu (Eryngium tripartitum). Schon von weitem kann man die vielen dunkelblauen kleinen Sterne im Beet tanzen sehen. Als Beetbrüder eignen sich Purpur-Sonnenhut (Echinacea), Blütendost (Origanum) oder Gräser wie das Federgras (Stipa), um nur einige Beispiele zu nennen.


Wer das Extravagante sucht, das nicht jeder Gartenbesitzer sein Eigen nennt, sollte einmal das grünweiß gestreifte Atlas-Mannstreu (Eryngium variifolium) in Augenschein nehmen. Durch seine langen, spitzen Hochblätter und die schmalen, fein zerteilten und sehr stacheligen Blätter wirkt es wie ein trutziger Wüstenbewohner. Mit ihm, ein paar Hauswurzenund Gartenkakteen lässt sich ein schnöder Steingarten in eine fantasievolle und urzeitlich anmutende Gartenweltverwandeln. Trotz seines ungastlichen Aussehens ist er im Hochsommer dennoch ein beliebter Landepunkt für Bienen und Hummeln. Ein ebensolches Unikum ist auch das Agavenblättrige Mannstreu (Eryngium agavifolium). Wie der Name schon sagt, erinnert es mehr an eine Agave, als an eine Distel. Die langen, wintergrünen und dornig gezahnten Blätter wachsen rosettenförmig aus einer Mitte heraus und bilden im Juli lange aufrechte Stängel mit oben verzweigten, bräunlichen Blüten. Eryngium agavifolium kann bis zu 1,30 m hoch werden und wird gerne in Splitt- oder Präriebeeten verwendet.


Last, but not least, gilt es noch das Alpen-Mannstreu (Eryngium alpinum) zu erwähnen. Die ursprünglich in den Alpen beheimatete Schönheit steht auf der roten Liste gefährdeter Arten und darf nicht mehr aus der Natur entnommen werden. In den Gärtnereien wird meist die weiterentwickelte Sorte 'Blue Star' angeboten. Eryngium alpinum kennt man besser unter dem Namen Edeldistel, den sie auch zu Recht tragen darf. Ihre Blüten sind absolut einzigartig in ihrer Form. Die kegelförmigen Blütenstände werden von stark gefransten, stahlblauen bis dunkelvioletten Hüllblättern umgeben, die der Anlockung von Insekten dienen sollen, was auch wunderbar funktioniert. Bei Nässe oder Dunkelheit schließt die Pflanze die dornige Doldenhülle und wehrt so Schnecken und andere Fressfeinde ab. Wichtig zur dauerhaften Ansiedlung im Garten ist ein kalkhaltiger, durchlässiger Boden. Floristen lieben die auffälligen Blüten der Alpen-Edeldistel in Sträußen und Gestecken. In Schottland werden sie übrigens als Glücksbringer und Sinnbild für eine lange, ausdauernde Ehe besonders häufig in Brautsträußen verarbeitet.


Vielleicht haben Sie ja nun eine neue Sicht über die vielseitigen Disteln und ihre Vorzüge bekommen, wollen demnächst heiraten oder haben einfach so noch ein passendes Plätzchen für diese außergewöhnlichen Stauden in Ihrem Garten frei. Mich würd's freuen!

[Text Marion Hüning]

Unter folgenden Links finden Sie unsere „Edel-Disteln“:

Eryngium und Echinops
weitere schöne Distelarten:
Carlina, Cirsium, Dipsacus, Morina und Onopordum