Die Staude des Jahres 2016 wurde zu Recht nach der Göttin des Regenbogens benannt. Die Gattung Iris bezaubert uns mit einer schier unerschöpflichen Farben- und Artenvielfalt. Viele tausend Sorten sind heute im Handel erhältlich, da ist wirklich für jeden Geschmack und Gartentyp etwas dabei. In der griechischen Mythologie wird die Göttin Iris meist mit goldenen oder schimmernden Flügeln dargestellt. Auch das verkörpern ihre pflanzlichen Namensvettern. Die großen Blüten der Bart-Iris bestehen aus drei sich aufwölbenden Domblättern und drei anmutig nach unten geschwungenen Hängeblättern, die ihnen die Leichtigkeit eines Schmetterlings verleihen. Es scheint fast so, als könne sich die Pflanze jeden Augenblick in die Lüfte erheben und davonflattern. Auch die Farbenpracht der Blütenblätter ähnelt den spektakulären Kunstwerken auf Schmetterlingsflügeln. Sie ziehen uns in ihren Bann mit aufregenden Farbverläufen, kontrastreichen Pünktchen, feinen Aderungen oder auffälligen Sprenkelungen.
Die Stars im Iris-Sortiment sind die großblütigen Bart-Iris (Iris x barbata-elatior), die in allen Farbtönen vertreten sind. Sie werden je nach Sorte zwischen 60 und 110 cm hoch und kommen in Gruppen gepflanzt am besten zur Geltung. Besonders attraktiv sind zweifarbige Sorten, deren Domblätter eine andere Farbe aufweisen als die Hängeblätter. Bildhübsch ist zum Beispiel die Sorte 'Arpege', deren silbrigweißer Dom sich deutlich von den dunkelblauen Hängeblättern absetzt. Ebenfalls ein absoluter Hingucker ist die Sorte 'Natchez Trace'. Sie trumpft mit braunrosa, pastelligen Domblättern über burgunderfarbenen Hängeblättern auf. Aber auch alle anderen Farben sind im üppigen Iris-Sortiment vorhanden, daher sind sie perfekte Beetbrüder für eine Vielzahl von Pflanzen.
Wer es nicht ganz so hoch mag, entscheidet sich für die mittelhohen Iris barbata-media Sorten (40-60 cm hoch) oder die kleinen Zwerg-Bartiris (Iris barbata-nana), die nur zwischen 20 und 30 cm hoch werden. Wichtig bei allen Bart-Iris ist der richtige Standort. Voll sonnig möchten sie stehen, auf durchlässigen, nicht zu Staunässe neigenden Böden oder in Hanglage. Optimal bei schweren Böden ist eine Einarbeitung von grobem Sand in die obere Erdschicht. Etwa das obere Drittel der Rhizome sollte bei der Pflanzung deutlich sichtbar bleiben. Falls die Pflanzen nach einigen Jahren blühfaul werden, kann man sie verjüngen. Dazu werden sie im Spätsommer mit einer Grabegabel vorsichtig herausgehoben und mit einem scharfen Messer an den Einschnürungen abgetrennt. Die Blätter werden schräg eingekürzt um die Verdunstung möglichst gering zu halten. Die jungen Triebe werden wieder neu ausgepflanzt, der vergreiste Teil der Pflanze wird entfernt.
Wer es nicht ganz so polarisierend möchte oder einfach nicht den passenden Standort bieten kann, sollte sich für die äußerst robusten japanischen und sibirischen Garten-Schwertlilien entscheiden. Im Gegensatz zu den Bart-Iris mögen die Garten-Iris (Iris ensata) gerne einen feucht-frischen Standort. Ihre grasähnlich wachsenden Horste passen hervorragend in naturnahe Gärten und in die Nachbarschaft von Bachläufen und Gartenteichen. Einige Sorten bilden ebenfalls extrem große und auffällige Blüten aus. Die Sorte Iris ensata 'Amethyst' zum Beispiel. An ihren dunkelvioletten Hängeblätter mit dem gelben Schlund kann man einfach nicht vorbeischauen. Aber auch die zarten kleinblütigeren Sorten der Wiesen-Iris (Iris sibirica) müssen sich nicht verstecken, denn sie verzaubern ebenfalls durch die anmutige Eleganz, die allen Schwertlilien zu eigen ist. Mir persönlich liegt besonders die Sorte Iris sibirica 'Butter and Sugar' am Herzen. Sie bildet in meinem Lieblingsbeet mit ihren sanft elfenbeinfarbenen Domblättern und zitronengelben Hängeblättern ein perfektes Pendant zu ihrer nachtblauen Schwestersorte Iris sibirica 'Niclassee'. Iris sibirica sind sehr robust und pflegeleicht, vertragen sowohl feuchte als auch trockene Böden und können über viele Jahre am gleichen Standort stehen.
Wer einen Gartenteich besitzt, sollte auf keinen Fall auf die Sumpf-Schwertlilien verzichten. Die heimische Iris pseudacorus kann im Sumpf- und Flachwasserbereich mit bis zu 20 cm Wassertiefe stehen. Sie zieht mit ihren sonnengelben Blüten viele wichtige Insekten für das Feuchtbiotop an. Unterpflanzt mit dem hellblauen Sumpf-Vergißmeinnicht (Myosotis palustris 'Thüringen') wird sie erst richtig in Szene gesetzt. Die nordamerikanische Iris versicolor wächst im wechselfeuchten Sumpfbereich und bringt, von weiß über rosa bis violettblau, Abwechslung und Farbe in den Gartenteich.
Viele Gründe sprechen also für die Schwertlilie, die auch liebevoll gerne 'Orchidee des Nordens' genannt wird. Und wie die Orchidee als etwas Besonderes empfunden wird, ist auch die Schwertlilie eine exquisite und edle Staude, die aber lange nicht so empfindlich ist wie die meisten OrchideenSorten.
[Text Marion Hüning]